Der Ruf der Lausitz
Verloren? Egal. Für Energie Cottbus war das Pokal-Gastspiel des FC Bayern ein Feiertag. So viele davon haben sie nicht mehr in der Region. Der Meister aus München muss sich indes erst noch warmspielen.
Die Lausitz ist eine ruhige Gegend. Voller Wald, Kornfelder, mit Ortschaften, in denen längst nicht mehr alle Häuser bewohnt werden. Man kann hier Stille erleben.
Deswegen wird man den Lärm vom Montagabend umso deutlicher vermutlich bis Spremberg, bis Forst oder gar bis hinter die deutsch-polnische Grenze gehört haben. Es war laut, sehr laut, im Cottbuser Stadion der Freundschaft, in dem sich der Viertligist Energie Cottbus bemühte, dem großen FC Bayern Schwierigkeiten zu bereiten. Es blieb zwar beim Bemühen und einer 1:3-Niederlage. Aber das reichte schon aus, um für einen Abend den siechenden Fußballort Cottbus wiederzubeleben.
Der FC Energie Cottbus ist gerade einmal wieder abgestiegen, am letzten Spieltag hat es ihn erwischt, jetzt ist er in der Regionalliga gelandet, die Hälfte der Mannschaft hat den Klub im Sommer verlassen. Der Trainer Claus-Dieter Wollitz, von allen Pele gerufen, hat seit geraumer Zeit vor allem noch durch Wutreden Aufsehen erregt, die in der Aufregung auch mal etwas wirr geraten. Zudem wird der Verein das Thema nicht los, dass Teile der Fanszene rechten und rechtsextremen Kreisen zugerechnet werden. Mit anderen Worten: Energie Cottbus hat schon bessere Zeiten gesehen.
Rangelow steht für die gute, alte Zeit
Dimitar Rangelow hat diese Zeiten erlebt. 2007 kam er zu Energie, als der Klub in der 1. Bundesliga spielte. Es war die Zeit, in der Energie in der Bundesliga die Bayern auch mal besiegte. Es war die Zeit, als das Stadion der Freundschaft zwar so hieß, aber die Gastvereine nur mit äußerst gemischten Gefühlen nach Cottbus fuhren. Hier spielte eine Mannschaft, die jeden Quadratmeter brandenburgischer Erde mit Zähnen und Klauen zu verteidigen bereit war. Kein Spaß. Keine Freundschaft. Insgesamt sechs Jahre Bundesliga. Ein Wunder eigentlich.
Rangelow ist immer noch da, genauer gesagt: wieder da seit dem Vorjahr. Er ist jetzt 36 Jahre alt, um ihn herum an diesem Abend fast nur junge, unerfahrene Spieler. Sie haben das gespielt, was sie konnten, wacker verteidigt, sich in jeden Ball und in jeden Zweikampf geworfen, aber gegen die Bayern reicht das wirklich nicht.
"Man merkt hier, dass die ganze Stadt hinter dem Verein steht", sagte Bayern-Verteidiger David Alaba nach dem Spiel. Das Gift vergangener Tage war an diesem Abend nicht mehr zu spüren, die Bayern wurden sogar nur zaghaft ausgepfiffen, vielmehr schienen sich die Lausitzer schlicht zu freuen, dass wieder so großer Besuch vorbeischaute. Das merkte man überall, an der Wurstbude, am Pressehäuschen, am Fanshop. Endlich mal wieder ein Feiertag für Energie Cottbus. So viele haben sie davon nicht mehr.
So war die Arena zwar ein einziges Getöse, ein Jauchzen und Jubilieren, aber ohne die Aggression, die die Cottbuser Atmosphäre einst mitprägte. Ein wahres Stadion der Freundschaft, diese enge viereckige Schachtel, die an guten Tagen so wirkt wie ein früheres englisches Stadion. Ein Stadion, in dem man sich keinen Videobeweis vorstellen kann.
So konnte denn auch Schiedsrichter Patrick Ittrich, befreit von den Fesseln der Aufseher in Köln, in letzter Minute mit einem großzügigen gepfiffenen Elfmeter für die Hausherren auch noch seinen Beitrag zur guten Stimmung leisten. Berkan Taz verwandelte gegen Manuel Neuer und hat damit seinen Karriere-Moment bekommen. Im DFB-Pokal gibt es den Videobeweis erst ab dem Achtelfinale.
Die Bayern müssen sich noch warmspielen
Die Bayern, sie spulten ihr Ding ab, das wirkte alles noch nicht besonders meisterlich. In der ersten halben Stunde ließen sie sich erstaunlich oft von den Cottbusern den Schneid abkaufen, und bis zum 2:0 durch Kingsley Coman nach einer Stunde blieb das latente Gefühl, selbst dieser harmlose Viertligist könnte seinen großen Augenblick bekommen. Aber die Saison ist noch jung, auch die Bayern müssen sich erst warmspielen, und die Bosse wissen ja auch noch nicht genau, welche Spieler sie bis zum Ende der Transferperiode noch kaufen sollen und wenn ja, wie viele.
"Ich bin ganz zuversichtlich, dass wir in dieser Saison einen starken Kader haben werden", sagte Kapitän Manuel Neuer artig, und wer auf der Ersatzbank noch Leon Goretzka, Serge Gnabry und Lucas Hernández sitzen hat, kann ja auch nicht ganz so schlecht bestückt sein. Doch zwei, drei mehr von der Sorte könnten nicht schaden.
Die Gäste machten sich noch am späten Abend auf in die Nacht, es ist viel zu tun, am Freitag beginnt die Bundesliga. Die Bayern müssen sich zudem fit machen für die Champions League, für Real Madrid, den FC Liverpool. Der FC Energie Cottbus bereitet sich derweil auf das Regionalligaspiel vor. Nächster Heimspielgegner ist der VfB Auerbach. Der Alltag hat Cottbus wieder. Stille senkt sich über die Lausitz.
Energie Cottbus - FC Bayern München 1:3 (0:1)
0:1 Lewandowski (32.)
0:2 Coman (65.)
0:3 Goretzka (85.)
1:3 Taz (90.+2)
Energie Cottbus: Moser - Hoppe, Koch, Gehrmann, Hasse - Brügmann, Eisenhuth, N. Geisler (58. Raak), F. Geisler (64. Beyazit) - Taz, Rangelov (74. Broschinski)
Bayern München: Neuer - Alaba, Pavard, Süle (89. Hernández), Kimmich - Renato Sanches (63. Goretzka), Thiago, Tolisso - Coman (70. Gnabry), Lewandowski, Müller
Schiedsrichter: Ittrich
Gelbe Karten: Hasse, Eisenhuth / Thiago, Kimmich
Zuschauer: 20.602
Der FC Energie Cottbus ist gerade einmal wieder abgestiegen, am letzten Spieltag hat es ihn erwischt, jetzt ist er in der Regionalliga gelandet, die Hälfte der Mannschaft hat den Klub im Sommer verlassen. Der Trainer Claus-Dieter Wollitz, von allen Pele gerufen, hat seit geraumer Zeit vor allem noch durch Wutreden Aufsehen erregt, die in der Aufregung auch mal etwas wirr geraten. Zudem wird der Verein das Thema nicht los, dass Teile der Fanszene rechten und rechtsextremen Kreisen zugerechnet werden. Mit anderen Worten: Energie Cottbus hat schon bessere Zeiten gesehen.
Rangelow steht für die gute, alte Zeit
Dimitar Rangelow hat diese Zeiten erlebt. 2007 kam er zu Energie, als der Klub in der 1. Bundesliga spielte. Es war die Zeit, in der Energie in der Bundesliga die Bayern auch mal besiegte. Es war die Zeit, als das Stadion der Freundschaft zwar so hieß, aber die Gastvereine nur mit äußerst gemischten Gefühlen nach Cottbus fuhren. Hier spielte eine Mannschaft, die jeden Quadratmeter brandenburgischer Erde mit Zähnen und Klauen zu verteidigen bereit war. Kein Spaß. Keine Freundschaft. Insgesamt sechs Jahre Bundesliga. Ein Wunder eigentlich.
FILIP SINGER/EPA-EFE/REX
Dimitar Rangelow spielte bereits beim Bundesligisten Energie Cottbus, diese Zeiten sind vorbei
"Man merkt hier, dass die ganze Stadt hinter dem Verein steht", sagte Bayern-Verteidiger David Alaba nach dem Spiel. Das Gift vergangener Tage war an diesem Abend nicht mehr zu spüren, die Bayern wurden sogar nur zaghaft ausgepfiffen, vielmehr schienen sich die Lausitzer schlicht zu freuen, dass wieder so großer Besuch vorbeischaute. Das merkte man überall, an der Wurstbude, am Pressehäuschen, am Fanshop. Endlich mal wieder ein Feiertag für Energie Cottbus. So viele haben sie davon nicht mehr.
So war die Arena zwar ein einziges Getöse, ein Jauchzen und Jubilieren, aber ohne die Aggression, die die Cottbuser Atmosphäre einst mitprägte. Ein wahres Stadion der Freundschaft, diese enge viereckige Schachtel, die an guten Tagen so wirkt wie ein früheres englisches Stadion. Ein Stadion, in dem man sich keinen Videobeweis vorstellen kann.
So konnte denn auch Schiedsrichter Patrick Ittrich, befreit von den Fesseln der Aufseher in Köln, in letzter Minute mit einem großzügigen gepfiffenen Elfmeter für die Hausherren auch noch seinen Beitrag zur guten Stimmung leisten. Berkan Taz verwandelte gegen Manuel Neuer und hat damit seinen Karriere-Moment bekommen. Im DFB-Pokal gibt es den Videobeweis erst ab dem Achtelfinale.
Die Bayern müssen sich noch warmspielen
Die Bayern, sie spulten ihr Ding ab, das wirkte alles noch nicht besonders meisterlich. In der ersten halben Stunde ließen sie sich erstaunlich oft von den Cottbusern den Schneid abkaufen, und bis zum 2:0 durch Kingsley Coman nach einer Stunde blieb das latente Gefühl, selbst dieser harmlose Viertligist könnte seinen großen Augenblick bekommen. Aber die Saison ist noch jung, auch die Bayern müssen sich erst warmspielen, und die Bosse wissen ja auch noch nicht genau, welche Spieler sie bis zum Ende der Transferperiode noch kaufen sollen und wenn ja, wie viele.
"Ich bin ganz zuversichtlich, dass wir in dieser Saison einen starken Kader haben werden", sagte Kapitän Manuel Neuer artig, und wer auf der Ersatzbank noch Leon Goretzka, Serge Gnabry und Lucas Hernández sitzen hat, kann ja auch nicht ganz so schlecht bestückt sein. Doch zwei, drei mehr von der Sorte könnten nicht schaden.
Energie Cottbus - FC Bayern München 1:3 (0:1)
0:1 Lewandowski (32.)
0:2 Coman (65.)
0:3 Goretzka (85.)
1:3 Taz (90.+2)
Energie Cottbus: Moser - Hoppe, Koch, Gehrmann, Hasse - Brügmann, Eisenhuth, N. Geisler (58. Raak), F. Geisler (64. Beyazit) - Taz, Rangelov (74. Broschinski)
Bayern München: Neuer - Alaba, Pavard, Süle (89. Hernández), Kimmich - Renato Sanches (63. Goretzka), Thiago, Tolisso - Coman (70. Gnabry), Lewandowski, Müller
Schiedsrichter: Ittrich
Gelbe Karten: Hasse, Eisenhuth / Thiago, Kimmich
Zuschauer: 20.602
0 Commentaires