Mutter und Kind vor ICE gestoßen - Achtjähriger stirbt
Ein achtjähriger Junge ist im Frankfurter Hauptbahnhof vor einen einfahrenden ICE gestoßen und getötet worden. Seine Mutter konnte sich noch rechtzeitig aus dem Gleisbett retten. Passanten überwältigten den Tatverdächtigen.
Mann stößt Mutter und Kind im Frankfurter Hauptbahnhof vor einfahrenden ICE
Achtjähriger stirbt, Mutter rettet sich von Gleisen, dritte Person wehrt Angriff ab
Eritreer (40) tatverdächtig, offenbar keine Verbindung zu Opfern
Gleise bleiben gesperrt, Ausfälle und Verspätungen im Zugverkehr
Ministerpräsident und Frankfurter OB bestürzt, Bundesinnenminister bricht Urlaub ab
Großeinsatz am Frankfurter Hauptbahnhof: Ein achtjähriger Junge wurde am Montagvormittag kurz vor 10 Uhr von einem Mann vor einen einfahrenden ICE gestoßen. Der Zug überrollte das Kind, das noch am Tatort starb.
Die 40 Jahre alte Mutter wurde nach Polizeiangaben unmittelbar vor ihrem Sohn ebenfalls ins Gleisbett geschubst, konnte sich von dort aber noch rechtzeitig auf einen Fußweg zwischen den Gleisen retten. Eine Beziehung zwischen Opfern und Täter gebe es ersten Erkenntnissen zufolge nicht, berichtete die Polizei.
Passanten überwältigen Verdächtigen
Mehrere Zeugen beobachteten den Vorfall an Gleis 7. Demnach soll ein Mann in dunkler Kleidung die am Bahnsteig stehende Frau und deren Kind absichtlich gestoßen haben. Das soll er auch bei einer dritten Person versucht haben. Diese konnte sich jedoch in Sicherheit bringen.
Weitere Informationen
ZEUGEN GESUCHT
Die Polizei sucht weitere Zeugen, die zur Aufklärung der Tat beitragen können. Hinweise werden telefonisch (069-75551199) oder per Mail (hinweise-hauptbahnhof@polizei-hinweise.de) entgegengenommen. Über ein Formularkönnen zudem Fotos und Videos des Geschehens hochgeladen werden.
Ende der weiteren Informationen
Ein Flüchtender, auf den die Beschreibung des Verdächtigen zutraf, wurde wenig außerhalb des Bahnhofs von Passanten überwältigt und bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten. Der Mann wurde festgenommen.
Bei dem Verdächtigen handelt es sich laut Polizei um einen 40-Jährigen mit eritreischer Staatsbürgerschaft. Die Mordkommission hat die Ermittlungen übernommen. Sie ermittelt wegen eines vollendeten Tötungsdelikts sowie zweier versuchter Tötungsdelikte.
Polizei und Feuerwehr waren mit einem Großaufgebot am Hauptbahnhof. Unter anderem waren 16 Rettungswagen und ein Hubschrauber vor Ort. In der Bahnhofshalle kam es zu dramatischen Szenen. "Die Leute sind heulend zusammengebrochen", berichtete eine Augenzeugin, die in dem einfahrenden ICE 529 aus Düsseldorf saß, der den Jungen offenbar erfasste.
Mehrere Reisende und Passanten mussten medizinisch versorgt und betreut werden. Der Bahnsteig sei voller Kinder gewesen, sagte die Zeugin dem hr. Eine Schaffnerin, die die Tat aus dem Zug heraus mit ansehen musste, habe laut geschrien, berichtete die Frau.
Gleise gesperrt, Bahn bietet psychologische Hilfe an
Die Gleise 4 bis 9 wurden nach dem Zwischenfall gesperrt. Es kommt weiterhin zu Ausfällen und Verspätungen. Man könne derzeit keine Prognose über die Dauer der Einschränkungen geben, teilte die Bahn mit. "Die Behörden entscheiden, wann die Gleise wieder freigegeben werden", sagte eine Bahn-Sprecherin am Nachmittag auf Nachfrage.
Wir sind tief schockiert vom furchtbaren Geschehen am Frankfurter Hauptbahnhof. Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen. Die DB schaltet in Kürze eine Sonder-Telefonnummer zur psychologischen Betreuung derer, die das miterleben mussten.
Reisende werden gebeten, sich vor Fahrtantritt über ihre Verbindung zu informieren. Am Hauptbahnhof wurde dazu auch ein provisorischer Infopoint eingerichtet. Die Bahn richtete unter der Telefonnummer 0800-3111111 zudem eine kostenlose Telefon-Hotline zur psychologischen Betreuung für Augenzeugen des Vorfalls an.
Politiker bestürzt
Der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) zeigte sich tief betroffen von der Tat, die allem widerspreche, wofür Frankfurt stehe. "Wir Frankfurter stehen zusammen, wir haken uns unter, wir helfen selbstlos Menschen, wir retten sie aus der Not und sind füreinander da - auch an Tagen wie heute, wo ein Schatten über der Stadt liegt", twitterte der OB und sprach den Angehörigen des getöteten Jungen sein Beileid aus.
Die furchtbare Tat im Frankfurter Hauptbahnhof hat mich tief getroffen. Es ist nicht zu ermessen, welches Leid mit dem Tod des Jungen über die Familie gebracht wurde, welch unermesslicher Schmerz. Den Angehörigen gilt mein tief empfundenes Beileid.#Frankfurt#FrankfurtHbf
Auch der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) äußerte sich in einer Mitteilung erschüttert: "Es macht fassungslos, dass Mutter und Kind vor einen einfahrenden Zug gestoßen wurden. Die Aufklärung der abscheulichen Tat liegt jetzt in den Händen der zuständigen Behörden", sagte Bouffier.
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) unterbricht wegen der Tötung des Jungen seinen Urlaub. "Angesichts mehrerer schwerwiegender Taten in jüngerer Zeit" wolle er die Chefs der Sicherheitsbehörden treffen, erklärte der Minister. Am Dienstag wolle er die Öffentlichkeit informieren. Für die Aufklärung des Falls stelle er dem Land Hessen jede Unterstützung etwa der Bundespolizei oder des Bundeskriminalamts zur Verfügung.
Zweiter Fall vor wenigen Tagen
Erst vor wenigen Tagen war eine Frau am Bahnhof der nordrhein-westfälischen Kleinstadt Voerde vor einen Zug gestoßen worden. Die 34 Jahre alte Mutter einer Tochter wurde überrollt und starb. Der 28 Jahre alte mutmaßliche Täter handelte offenbar ohne Vorwarnung.
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